Während wir bei den Schauübungen der vergangenen Jahre die aktuelle Arbeitsweisen und Techniken unserer Feuerwehr zeigten, haben wir dieses mal einen Sprung in die Vergangenheit gemacht. Zwar keine ganze 150 Jahre, aber etwa 75-100 Jahre in der Zeit zurück.
Ein ausführlicher Bericht und mehr Bilder hier:
Ein kurzer Abriss des Kommandanten Hans-Joachim Zeitler über die Geschichte der Feuerwehr in Reudern informierte die Besucher über wichtige Ereignisse damals.
Schon immer versuchten die Einwohner Brände zu löschen, was aber aufgrund fehlender Struktur und Führung meist im Totalverlust der betroffenen Gebäude endete. So wurde bereits 6 Jahre vor Veröffentlichung der Feuerlöschordnung der Gemeinde Reudern eine Handdruckspritze angeschafft, auch musste jeder Haushalt einen Feuerlöscheimer bereithalten.
Aber erst mit der Gründung der Feuerwehr Reudern im Jahr 1864 wurde daraus eine Gruppe von Bürgern, die mit Spritzenmannschaft mit der Handdruckspritze, Buttenmannschaft zum Wasser herbeischaffen und Flucht- und Rettungsmannschaft mit der Leiter dem Feuer organisiert entgegentrat.
Diese Struktur blieb erhalten, bis im Jahr 1927 mit dem Bau des Wasserleitungsnetzes 2 Hydrantenwagen hinzukamen, mit denen direkt aus der Wasserleitung gespritzt werden konnte. Im selben Jahr wurde die bis dahin als Pflichtfeuerwehr geführte in eine Freiwillige Feuerwehr umgewandelt.
Im Jahr 1939 wurde die alte Handdruckspritze, die leider später zerlegt wurde, durch die jetzt noch erhaltene Saugfeuerspritze ersetzt. Diese ist noch voll funktionsfähig, und kann jährlich beim Wettspritzen an der Sonnwendfeier bestaunt und bedient werden, sie wird im ersten Teil der Übung gezeigt.
Erst im Jahr 1948 kam in Reudern die erste motorisierte Pumpe zum Einsatz, die im Gerätehaus ausgestellte TS 8 (Tragkraftspritze mit 800 l/min die komplette Bezeichnung).
In den umliegenden Städten und besonders auch bei größeren Firmen wurden motorisierte Löschgeräte viel früher eingesetzt, so zum Beispiel bei Kolb&Schüle in Kirchheim mit der Kraftfahrspritze 20 (KS 20) von Magirus oder bei Spinnerei Otto in Wendlingen die Drehleiter 17 (DL 17) von Magirus auf einem Mercedes-Fahrgestell. Beide Fahrzeuge, heute im Besitz des Vereins der Freunde der historischen Feuerwehrtechnik der Feuerwehr Kirchheim, nehmen an der Übung teil.
Jetzt wollten wir aber die angesprochenen Geräte auch im Einsatz zeigen, und so, nachdem das “Feuer” im Haus bemerkt wurde, und durch den Hornisten und die handbetriebene Sirene alle Feuerwehranghörigen zum Spritzenhaus gerufen. Diese spannten die Handdruckspritze vor den Traktor. Die, übrigens, wenn kein solches Zugfahrzeug oder Pferdegespann zu Verfügung stand, auch schon mal von Hand an den Brandplatz geschoben wurde. Auch während der Fahrt wurde vom Hornisten das Feuersignal geblasen, weil jeder Bürger zum Wasser tragen zum Brandplatz eilen sollte. An der Einsatzstelle angekommen wurde die Saugfeuerspritze einsatzbereit gemacht, das damals einige Arbeite bedeutete: Deichsel entfernen, Federung und Räder fest stellen, die Holme montieren, Verriegelungen öffnen und Hähne schließen. In der Zwischenzeit sind auch andere Einwohner angekommen, während dieser Übung Freiwillige aus den Zuschauerrängen, und rannten mit den Wassereimern von der durch einen Wassersack nachgebildeten Wette zu der Spritze. Die Spritzenmannschaft indessen hat einen Schlauch von der Spritze zu dem Brand gelegt, und konnte mit dem Wasser aus dem Strahlrohr das Feuer eindämmen. Dass der Wasserstrahl dabei nicht unterbrochen oder stotternd ist, ist der Technik der Saugfeuerspritze zu verdanken, die trotz dem anstrengenden auf und ab der Pumpenmannschaft einen gleichbleibenden Druck erzeugt, mit dem bis zu 300 l/min ausgeben können. Da das Pumpen sehr anstrengend ist, ist die Saugfeuerspritze immer zugleich mit einer Ablösemannschaft ausgerückt. Teilnehmer des Wettspritzens können dies bestätigen.
Da in dieser Übung angenommen wurde, dass trotz aller Anstrengung der Mannschaft das Feuer nicht alleine in den Griff zu bekommen wäre, wurde die Hilfe aus Kirchheim angefordert. Damals wäre ein Bote auf einem Pferd, oder zur Not zu Fuss oder Fahrrad nach Kirchheim geeilt, um die Hilfe anzufordern.
In dieser Übung kam nach kurzer Zeit die Kraftfahrspritze KS20 um die Ecke gebogen, voll besetzt mit den Mitgliedern des Verein der Freunde der historischen Feuerwehrtechnik in historischen Uniformen und glänzenden Messinghelmen. Diese begannen nach den Befehlen die KS 20 an die Hydranten anzuschliessen und 2 weitere Strahlrohre zum Brand vorzunehmen. Jetzt lief die Pumpe der KS 20 wasserspeiend zu Hochform auf. Dass dabei einiges Wasser von undichten Kupplungen und Schläuchen in der Gegend verteilt wurde, war bestimmt auch damals kein seltenes Bild. Ebenso ging von der Besatzung ein Trupp in das Haus vor. Dadurch konnte der Brand schliesslich durch die gemeinsame Anstrengung gelöscht werden, nur das Treppenhaus war nicht mehr zu benutzen. Daher musste der Hausbewohner über die ebenfalls mittlerweile eingetroffene Drehleiter 17 aus dem oberen Stockwerk gerettet werden. Auch hier ist, wie auch noch bei der Reuderner Magirus-Leiter, Handarbeit gefragt beim Abstützen, Aufrichten und Ausfahren der Leiter. Da diese Leitern aber keinen TÜV mehr haben, konnten diese während der Schauübung nicht bestiegen werden. Daher wurde nach dem simulierten Abstieg der leichtverletzte Hausbewohner den ebenfalls mit historischen Uniformen und Krankentrage ausgerüsteten Rot-Kreuz-Helfern übergeben und versorgt.
Sehr bemerkenswert, dass solch alte Technik bis heute erhalten und restauriert werden konnte, so wir diese aussergewöhliche Übung durchführen konnten. Es macht einen gewaltigen Unterschied, Technik im Museum zu bestaunen, oder sie tatsächlich in live zu sehen.
Im Anschluss luden wir zum geselligen Zusammensein im Feuerwehrgerätehaus ein, bei Roter Wurst und Getränken. Der Verkauf von Kaffee und Kuchen kam dem Kindergarten Hofäckerstraße zugute.